[Übernommen vom Komitee kämpferischer ArbeiterInnen; Treffen zum Thema: siehe am Ende des Textes] Am Donnerstag den 17. Jänner hat die Post-Gewerkschaft beim ÖGB um Streikfreigabe angesucht und diese auch bekommen. Die Gewerkschaft teilte den Kollegen bereits mit, dass der Streik fix sei und es gäbe auch schon ein Datum, welches allerdings noch nicht bekannt gegeben wird um dem Unternehmen nicht zu ermöglichen sich darauf einzustellen.
Doch was sind eigentlich die Gründe, warum die ÖGB-Führung Streik fordert?
Wie man bei jedem Zusteller der Post seit Jänner sehen kann, wurden alle Zusteller mit einem sogenannten MDE ausgestattet. Diese dienen zum Einen bei eingeschrieben Sendungen für elektronisches Unterschreiben. Zum Anderen, und das ist der Hauptgrund, zur digitalen Arbeitszeitaufzeichnung (ähnlich dem Stechkartensystem). Bei dieser Zeiterfassung, die seit Anfang Jänner zum Einsatz kommt, muss der Dienstantritt, Beginn und Ende jeder Zustellung, Dienstende, sowie jede kleinste Pause aufgezeichnet werden.
Die Gewerkschaftsbürokraten haben der Einführung der digitalen Zeitaufzeichnung für alle Zusteller, sowie Arbeiter im Innendienst bereits im September zugestimmt. Erstmals kommt damit eine exakte Zeitaufzeichnung auch bei Beamten zum Einsatz.
Nun sehen wir die ersten Auswirkungen davon – die Rayons (Zustellbezirke) werden vergrößert, die Umstellung und Vergrößerung der Zustellbezirke soll bereits im Februar in Kraft treten. Das Unternehmen hat durch das MDE-System jetzt eine Grundlage mit der es diese „Maßnahmen“ begründen kann.
Die Auswertung der Zeiterfassung hatte zum Ergebnis, dass fast alle Zusteller ohnehin 8 Sunden für ihren Rayon brauchen. (Die Größe der Rayons wird errechnet: pro Partei oder Abgabestelle eine gewisse Zahl von Sendungen, pro Sendung einige Sekunden) Jetzt hat das Unternehmen allerdings, ohne Zustimmung der Gewerkschaft die zur Verfügung stehende Zeit pro Partei etc. herabgesetzt. Begründung: das Postaufkommen sei zurück gegangen. – Die Postler sagen aber es gibt keinen spürbaren Rückgang des Postaufkommens, den Hauptteil der Sendungen machen adressierte Werbesendungen aus, dann kommt noch nicht adressierte Werbung, Tips, (Bezirks-)Rundschau, Basics, usw. hinzu.
Mit der Neuberechnung (Vergrößerung) der Rayons, werden auch mit Februar einige Rayons aufgelassen. Die Arbeiter werden entlassen, oder pensionierte Kollegen nicht mehr nachbesetzt und die Mehrarbeit muss von den übrigen Kollegen und Kolleginnen übernommen werden. In einer Zustellbasis in Linz (genauer Ort der Redaktion bekannt) waren vor 10 Jahren noch mehr als 115 Zusteller tätig, jetzt nur noch knapp über 70. Dieser strukturelle Personalabbau hat natürlich Auswirkungen. Die Arbeitshetze steigt permanent. Besonders stark ist die Hetze, wenn bei dem knapp bemessenen Personal auch noch jemand durch Krankheit ausfällt, für diesen Kollegen muss dann mit besorgt werden. Nicht selten überlegt man sich dann, ob man bei Krankheit nicht trotzdem in die Arbeit geht, um die Kollegen und Kolleginnen nicht noch mehr zu belasten.
Diese ganzen Aspekte haben die Situation bei der Post für die Arbeiter unerträglich gemacht. Der Unmut und die Bereitschaft zum Kampf steigen enorm unter der Belegschaft.
Die Gewerkschaftsbürokraten rufen zum Streik auf um quasi Luft ab zulassen. Sie wollen auf jeden Fall verhindern, dass die Kolleginnen und Kollegen ohne ÖGB-Bürokratie streiken oder andere Kampfmaßnahmen ergreifen.
Der Streik ist in jedem Fall berechtigt und auch sehr wichtig. Entschlossene Kampfmaßnahmen sind die einzigen Mittel die uns Arbeitern im Kampf um unsere Anliegen und Interessen weiterbringen. Ein Streik muss der Auftakt dafür sein, dass wir einen längeren Kampf führen, denn nur so können wir verhindern, dass die Unternehmer mit solchen Machenschaften wie gerade bei der Post weiterhin durchkommen. Er muss der Auftakt dafür sein, dass wir ihnen zeigen, dass sie mit uns nicht mehr wie bisher umspringen können.
Um längerfristig ,bei der Post oder anderswo, aktive, kämpferische Gewerkschaftsarbeit machen zu können, müssen wir uns mit Kollegen und Kolleginnen zusammen tun die ebenfalls weiter kämpfen wolle als von der ÖGB-Bürokratie vorgegeben. Von der ÖGB-Bürokratie unabhängige Betriebsgruppen zu bilden ist gerade jetzt eine wichtige Aufgabe. Diese Gruppen ermöglichen eine langfristige planmäßige Arbeit im Betrieb. Kollegen, diskutiert eure Anliegen, Forderungen, schreibt gemeinsam mit uns Flugblätter die ihr unter den anderen Kollegen verteilen könnt. Traut euch über die vom ÖGB erhobenen Forderungen hinaus zu gehen. Das Komitee kämpferischer ArbeiterInnen unterstützt euch dabei. Vernetzen wir uns gemeinsam in der Post und auch branchenübergreifend!
Schließen wir uns zusammen, denn gemeinsam können wir viel erreichen!
- Keine Neuberechnung der Rayons!
- Rücknahme des MDE! – Schluss mit dem Überwachungssystem!
- Keine weiteren Auslagerungen, Kündigungen, Schließungen!
- Für einen gesetzlichen Mindestlohn von 1500€ für alle!
- Für ein umfassendes, gesetzlich verankertes Streikrecht!
- Weg mit der Sozialpartnerschaft!
Bisheriges Verhandlungsergebnis zum MDE Überwachungssystem (vom September/Zeitaufzeichnung):
- GPS-fähig, kann bei dem derzeitigen Verhandlungsstand 3 Monate pro Jahr eingeschaltet werden
- Anmeldung bei Dienstantritt + wo man sich anmeldet (welcher Rayon)
- Beginn/Ende der Zustellung + bei welcher Tür man hinausgeht/hineingeht
- An- und Abmeldung bei Mitbesorgung
- Beginn/Ende jeder Pause, und sei es für eine Zigarette
- Bei nicht gemachter Pause, automatischer Abzug einer halben Stunde bei Dienstende
- Tägliche Arbeitszeit von mehr als 10 Stunden möglich (obwohl laut KV nicht erlaubt)
- Zeitkonto = Durchrechnungszeitraum von einem Jahr +/- 150 Stunden
- Buchung der Überstunden auf ein Zeitkonto +/- 150 Stunden pro Jahr (Ausbezahlung der Überstunden nur bei Überschreitung der 150 Stunden, oder bei Jahresende), Überstunden während sehr starken Zeiten (vor Weihnachten, Wahlen, etc.) werden nicht ausbezahlt sondern durch Zeiten mit weniger Post ausgeglichen.
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